Erinnerung an Dr. h.c. Paul Spiegel: Ministerpräsidentin Kraft lädt zu einer Gedenkfeier in die Jüdische Synagoge – Dr. Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, verleiht den Paul-Spiegel-Preis
Im Rahmen einer Gedenkfeier hat Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an Paul Spiegel, den langjährigen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzenden des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Nordrhein und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf erinnert. Zugleich verlieh der Zentralrat der Juden in Deutschland den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage 2012 und 2013.
Die Staatskanzlei und der Zentralrat der Juden in Deutschland teilen mit:
Im Rahmen einer Gedenkfeier hat Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an Paul Spiegel, den langjährigen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzenden des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Nordrhein und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf erinnert. Zugleich verlieh der Zentralrat der Juden in Deutschland den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage 2012 und 2013.
In der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf hob Ministerpräsidentin Kraft die besonderen Verdienste Paul Spiegels hervor, der auch Träger des Staatspreises Nordrhein-Westfalens ist. Er habe über Grenzen hinweg viel Respekt und hohe Anerkennung genossen. Hannelore Kraft betonte: „Wir in Nordrhein-Westfalen sind und wir bleiben dankbar für Paul Spiegel, diesen Demokraten und Mitstreiter für mehr Gerechtigkeit. Sein Andenken bleibt uns Verpflichtung: Daran zu arbeiten, dass Deutschland wirklich eine Heimat für jüdisches Leben ist, dafür zu sorgen, dass unser Zusammenleben menschlich und zivil bleibt.“
An der Gedenkveranstaltung zu Ehren Paul Spiegels, der vor kurzem 75 Jahre alt geworden wäre, nahmen zahlreiche Freunde, Weggefährten und die Witwe Gisèle Spiegel sowie die beiden Töchter teil.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann, würdigte Paul Spiegel sel. A. als „Mann mit einem ganz großen Herzen und unverbesserlichen Optimisten“. Wenn es allerdings gegen Intoleranz oder den neuen Antisemitismus gegangen sei, „da konnte der freundliche Paul Spiegel ganz energisch werden und kämpfen und sich einsetzen mit aller Macht.“ Deshalb sei es sehr passend, den Preis für Zivilcourage im Andenken an Paul Spiegel zu vergeben.
Der Paul-Spiegel-Preis 2012 geht an die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Die Initiative erarbeitet seit 2003 Konzepte für die pädagogische Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft. Dr. Graumann würdigte die Initiative als „Botschafter des guten Willens und der Toleranz“. Sie erreiche nicht nur die Köpfe, sondern auch die Herzen von Jugendlichen.
Die Bürgerinitiative „Wir für Lübtheen“, die den Paul-Spiegel-Preis 2013 erhält, bekämpft seit Jahren mit verschiedenen Aktivitäten den Einfluss der NPD und die Ausbreitung von Rechtsextremismus in der mecklenburg-vorpommerschen Gemeinde. An die Bürgerinitiative gewandt betonte Dr. Graumann: „Sie lassen den wohlgemeinten Worten aber auch ernst gemeinte Taten folgen – und das ist richtig.“ In diesem Zusammenhang verwies der Präsident des Zentralrats der Juden darauf, dass das NPD-Verbot jetzt energisch betrieben werden müsse. „Ich hoffe, dass sich Bundesregierung und Bundestag der Initiative des Bundesrates zügig anschließen.“
Paul Spiegel wurde am 31. Dezember 1937 in Warendorf in Westfalen geboren. 1939 floh er mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach Belgien, wo er von einer katholischen Bauernfamilie versteckt wurde. Sein Vater überlebte die Konzentrationslager Buchenwald, Auschwitz und Dachau, seine Schwester starb in einem Vernichtungslager der Nationalsozialisten. 1945 kehrte die Familie Spiegel zurück nach Warendorf. Paul Spiegel begann seine journalistische Ausbildung und arbeitete als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen und Pressediensten. Von 1974 bis 1986 leitete Spiegel die Öffentlichkeitsarbeit beim Rheinischen Sparkassen- und Giroverband. 1986 gründete er die Internationale Künstler- und Medienagentur Paul Spiegel, die namhafte Künstler betreute. Paul Spiegel engagierte sich sein Leben lang für das Wachsen jüdischen Lebens in Deutschland sowie die Verständigung der Religionen. Für seine großen Verdienste für das Land Nordrhein-Westfalen, in dem er so tief verwurzelt war, wurde Paul Spiegel 2002 der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalens, die höchste Auszeichnung des Landes, verliehen. Von 2000 bis 2006 war Paul Spiegel Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
„Jüdisches Leben in NRW: Zahlen & Fakten“
Wussten Sie, dass in Nordrhein-Westfalen ...
… rund 28.000 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger leben (Stand: 31. Dezember 2011)?
… 19 jüdische Gemeinden ihre Heimat haben? Die größten Gemeinden befinden sich mit rund 7100 Mitgliedern in Düsseldorf und in Köln mit ca. 4.400. Es folgen danach Dortmund, Duisburg, Wuppertal, Aachen, Bochum, Krefeld, Bonn, Essen, Münster, Mönchengladbach, Recklinghausen, Gelsenkirchen, Hagen, Bielefeld, Herford-Detmold, Minden und Paderborn (Stand: 2010).
… eine Vielzahl der 19 Synagogen erst Mitte der 1990er Jahre entstanden ist? Nur die Synagogen in Bonn, Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Hagen, Minden, Münster und Paderborn wurden schon in den 1950er und 1960er Jahren errichtet.
… es 3 Landesverbände gibt? Der Landesverband der jüdischen Gemeinden von Nordrhein mit rund 17.000 Mitgliedern ist der größte in NRW. Danach folgt der Landesverband der jüdischen Gemeinden von Westfalen Lippe (ca. 7.000 Mitglieder und die Synagogen-Gemeinde Köln, die den Status eines Landesverbandes hat.
… im Mai 2012 die jüdischen Gemeinden Köln, Oberhausen und Dortmund-Unna den neuen Landesverband jüdischer Gemeinden in Nordrhein-Westfalen gegründet haben?
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