Breites Bündnis beschließt Vereinbarung zum attraktiveren Quereinstieg in die Hausarzttätigkeit
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, die Kassenärztlichen Vereinigungen, die Ärztekammern sowie die gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen sind sich einig: Der Quereinstieg von Krankenhausärzten aus Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung in eine Hausarzttätigkeit soll künftig attraktiver werden.
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, die Kassenärztlichen Vereinigungen, die Ärztekammern sowie die gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen sind sich einig: Der Quereinstieg von Krankenhausärzten aus Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung in eine Hausarzttätigkeit soll künftig attraktiver werden. Alle Beteiligten haben sich nun in einer gemeinsamen Vereinbarung auf die dafür nötigen Maßnahmen geeinigt. Mit der Vereinbarung sollen insbesondere die finanziellen Einbußen weitgehend ausgeglichen werden, die ein solcher Quereinstieg in der Regel während der Weiterbildungs- oder Erfahrungszeit gegenüber der Tätigkeit im Krankenhaus bisher zur Folge hat.
Für einen Quereinstieg infrage kommen vor allem Allgemeininternisten, aber zum Beispiel auch Fachärzte für Anästhesiologie und Chirurgie. Interessierte Quereinsteiger können künftig für einen Zeitraum zwischen zwölf und 24 Monaten eine finanzielle Förderung von bis zu 9.000 Euro pro Monat erhalten. Diese zusätzliche Förderung wird je zur Hälfte von den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen finanziert. Sie ist zunächst auf eine Weiterbildung bzw. Qualifizierung in Kommunen mit bis zu 40.000 Einwohnern begrenzt. Wird die Weiterbildung bzw. Qualifizierung in einer Region absolviert, die nach der Definition des Hausarztaktionsprogramms der Landesregierung schon heute unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht ist, wird der monatliche Förderbeitrag um weitere 500 Euro aus Landesmitteln erhöht.
„Der Kampf gegen den Hausarztmangel ist eine der zentralen Herausforderungen unseres Gesundheitssystems. Darum treibt die Landesregierung eine Reihe von Maßnahmen voran – etwa die Gründung der Medizinischen Fakultät OWL in Bielefeld oder die Umsetzung der Landarztquote. Es wird jedoch dauern, bis diese Maßnahmen wirken. Beim Quereinstieg sieht das anders aus: Damit können wir sehr kurzfristig zusätzliche Hausärzte gewinnen. Ich freue mich daher sehr, dass alle Vertragspartner beim Quereinstieg gemeinsam an einem Strang ziehen, um ihn für Interessenten attraktiver zu gestalten. Und ich begrüße es, dass diese Förderung zunächst gezielt kleineren Kommunen zugutekommt. Denn sie sind es, die besonders von einer Unterversorgung bedroht sind“, sagt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
„Die Förderung des Quereinstiegs in die Allgemeinmedizin ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in unserem Bundesland. Die Kolleginnen und Kollegen, die sich für einen Quereinstieg entscheiden, werden mit ihrer fachlichen Expertise einen wertvollen Beitrag zur ambulanten Versorgung leisten. Zudem eröffnet ihnen die Niederlassung eine neue berufliche Perspektive, bei der wir sie gern begleiten und unterstützen“, sagt Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. „Wir tun bereits viel, um die Niederlassung von Hausärzten in ländlichen Regionen Westfalen-Lippes attraktiver zu machen. Wir können aber nicht verteilen, was es nicht gibt. Das Problem ist, dass seit Jahren weniger junge Hausärzte nachrücken als ältere Hausärzte ausscheiden. Zur Schließung dieser Lücke können die Quereinsteiger einen wichtigen Beitrag leisten“, ergänzt Dr. med. Gerhard Nordmann, 1. Vorsitzender der KV Westfalen-Lippe.
Auch Günter Wältermann, Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rhein-land/Hamburg, begrüßt die gemeinsame Vereinbarung aus Sicht der Gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen: „Hausärztinnen und Hausärzte spielen in der Versorgung eine zentrale Rolle. Sie sind der erste Ansprechpartner – gerade für ältere sowie chronisch erkrankte Menschen und in ländlichen Regionen. Das geschnürte Maßnahmenpaket ist ein wichtiger Beitrag, um den Quereinstieg in die hausärztliche Versorgung attraktiver zu machen und dem Hausarztmangel in ländlichen Regionen kurzfristig zu begegnen.“
Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, und Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe, sehen in dem verabredeten Quereinstieg in die Allgemeinmedizin und dem Konzept zur Niederlassungsbegleitung von Allgemeininternisten ebenfalls Optionen, die hausärztliche Versorgung auf dem Land zu stärken und den Hausärztemangel zu bekämpfen. Die Ärztekammern unterstützen diesen Weg durch Ansprache der Zielgruppe, die Vermittlung von geeigneten Weiterbildungsstätten sowie der Vorhaltung von geeigneten Qualifizierungsangeboten, mit denen allgemeinmedizinische Kenntnisse erworben werden können. Dies geschieht, um einen schnelleren Zugang zur Allgemeinmedizin zu erreichen, ohne dabei Inhalte und Qualität der ärztlichen Weiterbildung zu beeinträchtigen.
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