Land fördert Implementierung von Hospizkultur und Palliativversorgung in Pflegeeinrichtungen
Mit einer stärkeren Verankerung der Hospizkultur und Palliativversorgung in Pflegeheimen soll in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Wohnorte erweitert werden, in denen schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen bestmögliche Unterstützung und Begleitung erfahren können bis zu ihrem Tod.
Mit einer stärkeren Verankerung der Hospizkultur und Palliativversorgung in Pflegeheimen soll in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Wohnorte erweitert werden, in denen schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen bestmögliche Unterstützung und Begleitung erfahren können bis zu ihrem Tod.
„Der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe wird in den Hintergrund treten, wenn Menschen die Angst vor der letzten Lebensphase genommen werden kann“, erklärte Ministerin Barbara Steffens in Düsseldorf. „Qualifizierte Hospizarbeit und Palliativversorgung stehen für ein Sterben in Würde, das nicht von Einsamkeit und unnötigem Leiden geprägt ist. Mit der Landesinitiative ‚Gemeinsam auf dem Weg‘, die eine breite Zustimmung bei Heimträgern, Ärzteschaft und Pflegepersonal findet, unterstützen wir jetzt systematisch die Ausweitung der Hospiz- und Palliativversorgung“, so Steffens weiter.
Das Landeskonzept trägt den Titel „Gemeinsam auf dem Weg – Hospizkultur und Palliativversorgung in Pflegeeinrichtungen“. Träger von Pflegeeinrichtungen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bisher noch nicht gezielt mit ambulanten Hospiz- und Palliativteams zusammenarbeiten, erhalten konkrete Hilfestellung, wie sie den gesetzlichen Anspruch ihrer Bewohnerinnen und Bewohner auf eine medizinisch-pflegerische Versorgung in der letzten Lebensphase wirkungsvoll umsetzen können. Im Landeshaushalt für 2015 sind rund eine halbe Million Euro (498.000 Euro) zur Unterstützung der Arbeit der beiden ALPHA-Stellen vorgesehen.
„Im Rahmen eines zweijährigen Projektes werden die vom Land eingerichteten und finanzierten ALPHA-Stellen in Bonn und Münster die Pflegeheime in vielfältiger Weise gezielt unterstützen. Darunter fallen zum Beispiel Praxisleitfäden, die Erarbeitung von Indikatoren zur Notwendigkeit von Palliativversorgung und Anleitungen zur Schmerz- und Symptombehandlung“, sagte Martina Kern, Leiterin der ALPHA Rheinland. Die Unterstützungsleistungen berücksichtigen die individuell unterschiedlich gewachsenen Strukturen in den Heimen.
Studien zufolge sterben 30 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb der ersten drei Monate nach Aufnahme in eine Pflegeeinrichtung, 60 Prozent innerhalb des ersten Jahres.
„Grundvoraussetzung für die Sicherstellung einer ganzheitlichen Palliativversorgung ist, dass die an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen kooperativ, interdisziplinär und Sektor übergreifend zusammenarbeiten“, betonte Professor Lukas Radbruch, Direktor der Klinik für Palliativmedizin an der Universitätsklinik Bonn, der am Aufbau der Landesinitiative maßgeblich mitgewirkt hat. „Ebenso unverzichtbar ist die Einbindung der Pflegeeinrichtungen in die in Nordrhein-Westfalen bestehenden und gut funktionierenden Versorgungsnetzwerke“, so Professor Radbruch weiter.
Nach einer großen Auftaktveranstaltung zur Landesinitiative mit mehr als 700 Vertreterinnen und Vertreter aus Pflegeeinrichtungen, Hospiz- und Palliativversorgung Ende Oktober in Bochum sollen der Meinungsaustausch und die Stärkung einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit im kommenden Jahr u. a. bei fünf regionalen Veranstaltungen fortgesetzt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.mgepa.nrw.de/gesundheit/versorgung/hospize_und_palliativstationen/index.php; www.alpha-nrw.de
Hintergrundinformationen:
Anteil der über 65-Jährigen in NRW wächst2012: rund 3,6 Mio. = 20,3 Prozent der Bevölkerung
2030: rund 4,7 Mio. = 26,9 Prozent = + 26,9 Prozent gegenüber 2012
2050: rund 4,9 Mio. = 31,1 Prozent = + 34,4 Prozent gegenüber 2012
Anteil der über 80-Jährigen in NRW wächst besonders stark
2012: 0,9 Mio. = 5,3 Prozent der Bevölkerung
2030: 1,3 Mio. = 7,9 Prozent = + 41,5 Prozent gegenüber 2012
2050: 2,2 Mio. =14,0 Prozent = + 133 Prozent gegenüber 2012
Pflegebedürftige in NRW:
- 547.000 (2011) Anstieg auf 700.000 (2030), auf rund 920.000 im Jahr 2050
- In NRW werden rd. 159.000 Pflegebedürftige in Heimen versorgt, davon 154.000 in vollstationärer Dauerpflege – Tendenz steigend
- 2.325 Pflegeheime in NRW, darunter 2052 Heime mit vollstationärer Dauerpflege (2011)
- 30 Prozent der BewohnerInnen versterben innerhalb der ersten drei Monate, 60 Prozent innerhalb des ersten Jahres nach Aufnahme ins Pflegeheim
- 1 Pflegekraft begleitet pro Jahr zurzeit durchschnittlich 9 Sterbende
- Mehr als 8.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in NRW in der Hospizversorgung
- Über 300 ambulante Hospizdienste
- Rd. 120 ambulante Palliativpflegedienste
- 66 stationäre Hospize (davon 5 Kinder- und Jugendhospize)
- 389 Palliativbetten (56 Feststellungbescheide)
- 23 spezialisierte ambulante Palliative Care Teams (PCT) im rheinischen Landesteil (1 weiterer in Vorbereitung) und 34 spezialisierte Palliativmedizinische Konsiliardienste (PKD) in Westfalen-Lippe - flächendeckende ambulante Palliativversorgung in NRW
- Erstellung konkreter Praxisleitfäden
- Indikatoren zur Notwendigkeit der Palliativversorgung
- Anleitungen zur Schmerz- und Symptombehandlung
- Abläufe und Verantwortlichkeiten für die Palliativversorgung in Heimen
- Zugangswege zu hospizlichen und palliativen Versorgern
- Kooperationsvereinbarungen zum Auf- und Ausbau externer Kooperationen
- Broschüre für BewohnerInnen „Gemeinsam auf dem Weg“
Die Broschüre Hospizkultur und Palliativversorgung in Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen – Umsetzungsmöglichkeiten für die Praxis (Veröffentlichungsnummer 144) bietet Pflegeinrichtungen einen schriftlichen Leitfaden.
Die Broschüre ist auf der Internetseite des Ministeriums unter www.mgepa.nrw.de/publikationen bestellbar und kann dort auch heruntergeladen werden. Bitte Veröffentlichungsnummer angeben.
Telefonische Bestellungen sind möglich bei Nordrhein-Westfalen direkt unter der Nummer 0211 – 837-1001. Bitte Veröffentlichungsnummer angeben.
Kontakt
Pressekontakt
Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung
Telefon: | 0211 8618-4338 |
---|---|
E-Mail: | presse [at] mhkbg.nrw.de |
Bürgeranfragen
Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung
Telefon: | 0211 8618-50 |
---|---|
E-Mail: | nrwdirekt [at] nrw.de |